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15 Jahre Petric

Höhenflüge und eine Katastrophe

Interview mit Eigentümer Stefan Petric über Erfolge und Misserfolge sowie über den unschätzbaren Wert von guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Unternehmen und warum schon jetzt an der Zukunft gebastelt wird.

Stefan, du bist es gewohnt, deinen Fokus stetig nach vorne zu richten. Für dieses Interview wollen wir aber auch einmal in den Rückspiegel blicken. Wie hat alles begonnen, damals vor 15 Jahren?

STEFAN PETRIC: Drehen wir die Zeit noch etwas weiter zurück. Denn um genau zu sein, hat alles bereits im Jahr 2000 seinen Anfang genommen. Damals hatte ich gerade meine berufliche Laufbahn im Printbereich bei einem Unternehmen für Bürosysteme gestartet. Wir haben schon damals von „digitalen Workflows“ und „papierlosem Büro“ gesprochen, dabei aber selbst geschmunzelt. Obwohl „nur“ Angestellter hatte ich bereits damals sehr konkrete Ziele: Meinen Kunden im beruflichen Alltag zu helfen, sie weiterzuentwickeln, ihnen neue Möglichkeiten aufzuzeigen und sie durch meinen Beitrag erfolgreicher zu machen. Diese Denkweise habe ich mir bis heute erhalten.

Wie kam es dann zur Gründung deines eigenen Unternehmens?

Trotz großer Erfolge habe ich mich bei meinem alten Arbeitgeber immer weniger wohl gefühlt. Werte wie Transparenz, Fairness, Teamgeist und Innovation standen auf meiner Prioritätenliste ganz oben – nicht immer aber auf der meines Arbeitgebers. 2005 war ich eigentlich fertig mit dem Business und wollte etwas ganz anderes tun. 60 Tage und rund 1870 Kilometer zu Fuß den Jakobsweg entlang waren dann genug Zeit, um den Plan einer eigenen Firma zu schmieden.

Nach 1870 Kilometern zu Fuß entlang des Jakobsweges habe ich mich entschlossen, eine eigene Firma zu gründen.

Stefan Petric
Gründer und Geschäftsführer

Du hast damals die „Bürosysteme Petric“ in einem kleinen Büro mit nur einem Mitarbeiter gegründet…

Genau so war es. Ich hatte aber bereits zu dieser Zeit gute persönliche Kontakte zum Management von Xerox Europa und dieser Umstand hat mir die Gründung der „Bürosysteme Petric“ ermöglicht. Die Gründungsidee für das neue Unternehmen baute auf den Werten Zusammenarbeit und Geschäftsethik auf. Die Kunden sollten im Mittelpunkt stehen und alle Aktivitäten sich auf diese ausrichten. Im Dezember 2005 habe ich dann 158 Kunden sowie 242 Maschinen mit Wartungsvertrag von Xerox übernommen. Die „Bürosysteme Petric“ hat innerhalb kürzester Zeit funktioniert und die Erfolgsformel war recht simpel: Was kann ich tun, um meinen Kunden zu helfen und sie erfolgreicher zu machen? Unsere Erfolgsformel ging voll auf – zwischen 2005 und 2010 habe wir mehr als 800 Neukunden gewonnen und mehr als 1500 Maschinen verkauft.

Im Jahr 2010 wurde „Bürosysteme Petric“ von der damaligen Xerox-Konzernchefin Ursula Burns als innovativster Partner in Europa ausgezeichnet. Ein Meilenstein?

Neben dem klassischen Geschäft mit Printlösungen spielte für mich Innovation schon immer eine wichtige Rolle. An dieser Stelle gebührt Georg Kalcher ein Dank, der mit einer Kombination aus Aktivität und Know-how dafür sorgte, dass die „Bürosysteme Petric“ so erfolgreich wurde. Wir haben uns bereits damals um neue Lösungen umgesehen, um unsere Kunden noch erfolgreicher in ihrem Geschäft zu machen.

Es ging nicht immer aufwärts. 2011 geriet das Unternehmen in eine gefährliche Lage. Was war passiert?

Im Jahr 2011 ereignete sich die Nuklearkatastrophe von Fukushima. Auf Grund dieses Ereignisses in Japan waren alle Parameter unseres bis dahin erfolgreichen Geschäftsmodells auf null gesetzt. Knapp 20 Wochen ohne Betriebsmittel, Ersatzteile oder Geräte hinterließen ihre Spuren. In kürzester Zeit hatten wir knapp eine Million Euro an Verbindlichkeiten und 550.000 Euro an Bilanzverlust angehäuft.

Ist das ein Moment, in dem man daran denkt, alles hinzuschmeißen?

Aufgeben zählt nicht zu meinen Stärken. Und ich bin der festen Überzeugung, dass aus jeder schwierigen Situation auch etwas Positives entstehen kann. Gemeinsam mit Gerda Stöttinger, die damals eigentlich für das Marketing zuständig war, habe ich in kürzester Zeit einen Maßnahmenplan erstellt und umgesetzt. Trotz dieser schwierigen Situation haben wir damals eine hervorragende Entscheidung getroffen und die IT-Speicherkraft gegründet. Mein Steuerberater und die Bank haben bei dieser Idee nur mehr den Kopf geschüttelt. Gemeinsam mit Christian Günther und unseren Mitarbeiter haben wir es aber trotzdem geschafft.

Die „Speicherkraft“ zählt heute mehr als 1000 Kunden und ist in der DACH-Region der führende Anbieter im Bereich Print- und Dokumenten-Management-Lösungen. Wie kam es zu dieser Entwicklung?

In mir reifte schon vor der Nuklearkatastrophe von Fukushima mehr und mehr der Entschluss, dass neue Ideen her mussten und Software-Technologien für viele unserer Kunden, aber auch für uns als Händler interessant sein könnten. Zur selben Zeit entwickelte sich bei „Bürosysteme Petric“ ein Mitarbeiter zum absoluten Experten in diesem Segment – Christian Günther (Anm.: heute Geschäftsführer und Eigentümer der „Speicherkraft“). Im Handumdrehen hat Christian alle unsere Kunden in seinen Bann gezogen. Ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass wir damals eine Abschlussquote von mehr als 90 Prozent bei unseren Kunden hatten. Die Gründe für diesen Erfolg lagen daran, dass wir die Projekte unbedingt wollten, weil wir das notwenige Know-how hatten und weil wir uns für jeden Kunden „den Hintern aufgerissen“ haben. Wir suchten weiterhin nach neuen, innovativen Produkten und entwickelten viele Lösungen, für die wir heute in der gesamten DACH-Region als Know-how-Träger bekannt sind. Parallel haben wir weiterhin viel Energie und Arbeit in den Aufbau von „Bürosysteme Petric“ gesteckt, um auch hier das Ruder herumzureißen. Heute zählen wir mit der nunmehrigen „Petric Innovations“ mehr als 1600 und in der Speicherkraft weitere 1000 Kunden.

Christian Günther
Geschäftsführer und Eigentümer der „IT Speicherkraft“

Du erwähnst immer, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entscheidend auf eurem Erfolgsweg waren…

Ohne gute Leute geht es nicht. Ein wahrer Glücksgriff für unser Unternehmen war auch Marlene Drexler (Anm.: seit 2015 im Team, seit 2019 Geschäftsführerin und Inhaberin von „Petric Innovations“). Sie hat maßgeblich an der Weiterentwicklung unserer Unternehmensgruppe mitgewirkt. Auch wenn es nach außen nicht so sichtbar wurde, ohne Marlene wären wir von der aktuellen „Petric Innovations“ noch einen großen Schritt weit weg. Marlene hat die hervorragende Arbeit von Gerda Stöttinger im Bereich Finanzen weitergeführt und uns damit im Hintergrund wirtschaftlich stabilisiert. Wir sind auch sehr stolz, dass wir eine sehr hohen Anteil an weiblichen Kräften haben – für ein technischen Unternehmen ist das nach wie vor etwas Außergewöhnliches.

Marlene Drexler
Geschäftsführerin und Eigentümerin von „Petric Innovations“

Wie wurde aus „Bürosysteme Petric“ schließlich „Petric Innovations“?

Es war eine logische Weiterentwicklung, der neue Name bildet einfach besser ab, wo unsere Stärken liegen. Innovation war schon immer das, was wir wollten und für unsere Kunden auch umsetzen können. Heute agiert die „Petric Innovations“ erfolgreich im Hardware Business und IT-Speicherkraft hat sich einen guten Namen in der Software-Welt für Scan- und Dokumentenmanagement bis hin zu Speicherlösungen gemacht. Für uns ist das aber kein Grund uns auszuruhen.

Wie sehen die Zukunftspläne aus?

Wir stecken gerade mitten drin in diesen Zukunftsplänen und haben selbst vor knapp einem Jahr mit dem Aufbrechen unserer Unternehmensstruktur begonnen. In der von uns intern genannten Solution Group, zu der „Petric Innovations“ und die „IT Speicherkraft“ zählen, beschäftigen wir etwa 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Beide Unternehmen hatten in den letzten Jahren aber ein Silodenken kultiviert und das wollen wir jetzt aufbrechen und gemeinsame Werte und Visionen mit Leben erfüllen. Wir machen uns intensiv darüber Gedanken, wo wir aus der Sicht unserer Kunden besser werden können. Deshalb verwende ich gerne den Begriff Think-Tank. Wir werden 2021 mit dem Bau einer neuen Firmenzentrale im Süden von Graz beginnen. In unserer Solution Factory setzen wir das Thema modernes Arbeiten in all seinen Aspekten auf 1300 Quadratmetern um. In dem architektonischen Konzept spiegelt sich auch die von uns angestrebte Flexibilität, Agilität und Mobilität wider, mit der wir in Zukunft am Markt auftreten wollen. Wie schon oben erwähnt: Der Blick zurück mag zwar notwendig sein. Wir lieben es aber vielmehr nach vorne zu schauen und an innovativen Lösungen zu arbeiten. Für uns und unsere Kunden.